1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge (Verskraft) Kummersdorf
Nachdem man im Verlaufe des Ersten Weltkrieges die Notwendigkeit automobiler Kriegsführung erkannte, wurde eine verstärkte Heeresmotorisierung angestrebt. 1917 errichtete man in Kummersdorf eine „Versuchsstelle für Förderbahn- und Kraftwagenbetrieb“. Die Verskraft erprobte u. a. sämtliche Prototypen deutscher Panzer (bis hin zum Panzerkampfwagen VIII Maus), Kräder, NSU Kettenkrad, LKWs, Zugkraftwagen, Halbkettenfahrzeuge, Raupenschlepper, VW Kübel- und VW Schwimmwagen, u.v.m. Neben Verwaltung, Unterkünften, Werkstätten, Prüfständen und Fahrzeughallen gab es zwecks Erproben unter extremen Bedingungen Staubkammern, sowie eine Halle für Klima-Simulation. Imposant ist das Betonskelett des nie fertig gebauten Erprobungs- bzw Montagegebäudes für den Maus-Panzer. Ab 1939 wurde das Aufgabengebiet der neuen Verskraft durch die Untersuchung von erbeutetem Kriegsgerät ergänzt. Die Erkenntnisse über Stärken und Schwächen der fremden Panzer und Fahrzeuge gingen direkt an die Front und in die deutsche Rüstungsindustrie. Durch den Zuggewinn an Bedeutung wurde die neue Verskraft 1944 zur Heeresversuchsstelle für Panzer und Motorisierung aufgewertet. Sie hatte im Januar 1945 einen Personalbestand von ca. 680 Mann bei einem wahrscheinlichen Jahresetat von 200 Millionen RM. Das Testgelände für Fahrzeuge aller Art befand sich südöstlich davon, Richtung Horstwalde.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete auch die Tätigkeit der Verskraft und Kummersdorf wurde von der sowjetischen Roten Armee besetzt. Anschließend waren auf dem Gelände Einheiten der 64. mobilen Brigade der GSSD stationiert.
Bilder aus dem Stabsgebäude und von den historischen KfZ-Hallen:
Die „Maus“-Montagehalle ist ein unfertiger mehrgeschossiger Stahlbetonskelettbau mit Ziegelausfachung, Der Panzerkampfwagen „Maus“ war wie die V-Raketen ein Beispiel für die Energieaufwendigen und extrem kostspieligen Entwicklungen während des Zweiten Weltkriegs, mit denen Hitler doch noch den „Endsieg“ erreichen wollte. Von dem 188 t schweren Panzer wurden nur zwei Prototypen gebaut und in Kummersdorf erprobt. Ihren einzigen Fronteinsatz absolvierten die beiden Riesen-Panzer gegen Ende des Krieges zur Schießplatz-Verteidigung - und versagten: Eine der nur langsam rollenden Festungen blieb mit Antriebsschaden liegen und wurde von der Roten Armee unzerstört erbeutet, die zweite gesprengt.
Im Klimasimulationsgebäude, einem vollständig unterkellerten, langgestreckten, zweiteiligen Ziegelbau befinden sich diverse in Betonbauweise ausgeführte Einbauten, wie Strömungskanäle, Prüfstände (Motoren, Reifen, Ketten), Staubkammer, Maschinenfundamente etc.:
Das Gelände hatte ein eigenes Trafogebäude:
Auf dem Gelände befindet sich noch ein großes Tanklager und die Reste einer Tankstelle:
Kraftwerk aus den 80iger Jahren:
Das ist ein mit Wasser befüllbares Becken zum prüfen der Wattiefe von Fahrzeugen. Die Zisterne und Ventile sind noch erhalten:
Testgelände Horstwalde
Das benachbarte Testgelände bei Horstwalde bestand aus einem Komplex diverser Prüfstrecken: Steigungs- und Verwindungsbahnen unterschiedlicher Beschaffenheit (z.B. Geröll, diverse Pflaster, Beton, Asphalt usw.), Neigung (fünf bis 65%) und Länge (zwischen 33,5 mund 300 m); Kletterhindernisse und Watbecken. Für Dauererprobungen war eine Waldrundstrecke eingerichtet. Nach dem Krieg nutzten die sowjetischen Truppen das Gelände zunächst zur Ausbildung von Militär-Kraftfahrern. Ab 1957 übernahm die Nationale Volksarmee (NVA) das "Versuchs- und Erprobungsgelände für Kraftfahrzeuge und Militärtechnik" mit einer Fläche von 1.200 ha. Dieses gliederte man 1975 in das Militärtechnische Institut (MTI) in Königs Wusterhausen ein. Ebenso führte die zivile Fahrzeugindustrie der DDR hier Werkserprobungen durch. 1990 übernahm die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) das Areal.
1995 wurde der Förderverein der Verkehrs-Versuchsanlage Horstwalde e.V. (FKVV) gegründet, dieser pachtete das Testgelände und betreibt dort eine Off-Road-Strecke.