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Sprengstoffchemie Scheuno

Die Sprengchemie Scheuno war eine ab 1938 südöstlich der Stadt Forst (Lausitz) errichtete Sprengstofffabrik. Sie diente zur Herstellung von Munition aus Nitroglycerin. Das 550 Hektar große Areal liegt heute in Polen und umfasste circa 400 Gebäude, 80 km Straße und 36 km Gleise. Die erste Pulverauslieferung fand 1941 statt. Zu Spitzenzeiten arbeiteten 1.400 bis 2.000 Arbeiter, darunter auch Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge, im Zweischichtsystem in der Fabrik. Mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebiet östlich der Lausitzer Neiße unter polnische Verwaltung gestellt. Die Maschinen und Anlagen der Sprengstofffabrik wurden zu Reparationszwecken demontiert und in die Sowjetunion gebracht. Ab 1959 ging das Gelände in polnischen Besitz über, die Gebäude wurden entkernt. In der Zeit von 1963 bis 1989 dienten einige Gebäude der polnischen Staatsreserve, so wurden unter anderem Zucker, Salz und Getreide eingelagert.

Seit dem Zusammenbruch des Ostblockes ist das Gelände frei zugänglich. Auf dem Gelände der ehemaligen Sprengfabrik siedelten sich kleinere Unternehmen, sowie eine Paintball-Anlage an. Durch das offene Gelände und die Tatsache, dass sich vor allem in unterirdischen Bunkeranlagen noch immer hochexplosive Sprengstoffe und -materialien befinden können, gab es auch in jüngerer Zeit Todesfälle. Also ohne Führer sollte auf keinen Fall das Gelände erkundet werden. Unser Guide war Eberhard Detert vom Verein Land & Leute aus Forst. Er hat viele Jahre die Geschichte und Topographie des Geländes erforscht. Seine Vorfahren stammten von der anderen Seite der Neiße. Er hatte auch schon  zu DDR-Zeiten gute Kontakte zu den polnischen Bürgern.

Ich hatte die Führung exklusiv mit ein paar Freunden gebucht. Wir trafen uns mit Eberhard auf einem Parkplatz und fuhren mit dem Fahrrad nach Polen. An den Pfeilern der alten Neiße Brücke erzählte er uns viele interessante Details aus der Stadtgeschichte und illustrierte dies mit alten Fotos. Interessant war, dass auf der polnischen Seite der Stadt bis Ende der 40iger Jahre viele Wohnhäuser standen, die abgerissen wurden und deren Steine zum Wiederaufbau von Warschau genutzt wurden. Weiter ging es durch ein kleines Dorf zum Eingang der Sprengstoffchemie. Auch hier zeigte uns Eberhard viele Fotos und originale Unterlagen der Fabrik, deren Ausmaße riesig sind. Viele Gebäude und Bunker sind noch relativ gut erhalten. Das Gelände ist frei zugängig, wir wurden jedoch gewarnt allein hineinzugehen. Wegen der Pulverrückstände gab es schon tödliche Explosionen. Nachfolgend ein paar Impressionen:

Am Nachmittag fuhren wir mit dem Fahrrad weiter in den Ort Brody (Pförten). Hier besichtigten wir das alte Schloss des Grafen Brühl. Die Schloss- und Gartenanlage wurde im 18. Jahrhundert durch seinen Besitzer, den sächsischen Premierminister und Reichsgrafen Heinrich von Brühl und durch königliche Besuche von August III. berühmt. Entsprechend repräsentativ wurde die Anlage durch den sächsischen Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel ausgestaltet. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges war Pförten der Standessitz der Grafen Brühl und eng mit der Stadt Forst in der Standesherrschaft Forst-Pförten verbunden. Nach der langen Geschichte des Verfalls des Schlosses erleben wir heute den positiven Fortgang. Eine kleine Ausstellung befindet sich in einem Teil des Schlosses und ein weiterer Teil wird als Hotel- und Gaststättenbetrieb genutzt.

Schloss des Grafen von Brühl

Schloss des Grafen Brühl in Pförten

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