1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Die Seebaldsche Papierfabrik in Treuenbrietzen
1. Von der Gründung bis zur ersten Insolvenz - 1805 bis 1900
2. Der Aufschwung und zweite und dritte Insolvenz - 1900 bis 1928
3. Zellulosefabrik Treuenbrietzen GmbH 1935 bis 1945
1. Von der Gründung bis zur ersten Insolvenz - 1805 bis 1900
Die Ursprünge der Treuenbrietzener Papierfabrik gehen zurück auf die 1805 von Johann Ludwig Sebald in den Heerwegen an der Nieplitz erbauten Papierfabrik. Seebald wollte das kristallklare, faktisch chemisch rein Wasser der Nieplitz zur Erzeugung hochwertiger Papiere nutzen. Nach seinem Tod 1808 führten die Erben die Fabrikation weiter. 1828 hatte die Papierfabrik bereits 6 Bütten. Im gleichen Jahr bestellt die Firma Gebr. Seebald eine moderne Langsiebmaschine in England, die aber mit einem Schiff in der Nordsee unterging. Die Papierproduktion ruhte dann ein Jahr. 1829 wurde eine Ersatzmaschine installiert, es war die zweite dieser Art in Deutschland. 1845 erhielt die „Seebaldsche Papierfabrik“ die erste Dampfmaschine. Ab etwa 1850 wurde die Fertigung in die sogenannte „Neue Mühle“ in der Sebaldusstrasse verlegt. Hier wurden von den Seebalds vorher Graupen gemahlen. Der Mühlenbetrieb wurde eingestellt. In den Heerwegen verblieb das Lumpenhalbstoffwerk, das mit Wasserkraft betrieben wurde. Dort wurden Lumpen, die zur Herstellung von Papier mit hoher Festigkeit unentbehrlich waren, sortiert, gekocht, gewaschen und gemahlen. 1861 gelang es der Papierfabrik nach einem Verfahren des Berliner Chemikers Johannes Gädicke Papier aus reinen Roggenstroh herzustellen. Die Zahl der Beschäftigten schwankte in jener Zeit zwischen 75 und 100. Sie war damit der größte Betrieb in Treuenbrietzen. Die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich Ende des 19. Jahrhundert. Im Herbst 1900 geht die Papierfabrik der Firma Willi Seebald & Co OHG in Liquidation. Die Produktion geht aber mit 70 Mitarbeitern weiter.
2. Der Aufschwung und zweite und dritte Insolvenz - 1900 bis 1928
1902 kaufte der Heidelberger Bankier Wilhelm Kunz alle Geschäftsanteile der Papierfabrik. Direktor wurde der Treuenbrietzener Kaufmann Gustav Leest. In der Folgezeit wurden viele zweckmäßige Veränderungen vorgenommen und veraltete Technik erneuert. Alles wurde aus dem Ertrag der Fabrik und den Verkauf von Immobilien finanziert. Der Aufschwung setzte sich fort. Und veranlasste die Inhaber um 1905 in einen völligen Umbau der Fabrik zu investieren. Die alte Papiermaschine wurde durch eine modernere ersetzt und eine energiesparende Kraftanlage ist installiert worden. Es wurden täglich bis zu 8 Tonnen Normal-, Bücher-, Maschinenschreib- und Postpapiere sowie Karton von hoher Weiße und Festigkeit produziert. Leider war der wirtschaftliche Aufschwung nicht von Dauer. Am 3. Februar 1914 wird wieder ein Konkursverfahren eröffnet.
Im März 1915 werden die Gebäude der Papierfabrik zwangsversteigert. Neuer Besitzer der Papierfabrik wird R. Koreuber, ein Gutsbesitzer aus Belzig. Wegen abermaliger wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde die Fabrik 1927 an die Papierkartonagen GmbH Berlin verkauft. Inhaber dieser Firma ist ein Herr Foy. Die alte Halbstofffabrik in den Heerwegen wurde im gleichen Jahr an den Rüstungskonzern Kopp & Co veräußert. 1928 und 1929 wurde die Fabrik mit neuesten Maschinen ausgestattet. Es wurde sich auf die Papier- und Zelluloseherstellung aus Stroh konzentriert. Bereits 1931 wurde die Fabrik von Herrn Foy aus persönlichen Gründen stillgelegt. Die Maschinen und Anlagen verblieben in den Hallen.
3. Zellulosefabrik Treuenbrietzen GmbH 1935 bis 1945
Im Dezember 1934 beantragte ein Konsortium aus in der Papierwirtschaft erfahrenen Persönlichkeiten – vertreten durch den Ingenieur G. Odrich - beim Reichsfinanzministerium ein staatliches Darlehen von 100.000 RM zur „Wiederinbetriebsetzung der Strohzellulosefabrik in Treuenbrietzen“. Begründet wurde die Nachfrage nach Staatsgeldern „mit der Überholung der Maschinen und dem Ausbau der Fabrik sowie mit der Absicht dem Werk eine Großversuchsanlage des preußischen Staates anzugliedern, in welcher alle Fragen der Umstellung unserer Papier-, Kunstseide-, Sprengstoff-Industrie usw. auf heimische Rohstoffe erbracht werden.“ Schließlich wurde die Fabrik von Herrn Foy verkauft. Im November 1935 wird im Amtsgericht Treuenbrietzen die „Zellulosefabrik Treuenbrietzen GmbH“ in das Handelsregister eingetragen. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung aller Arten von Zellulose und Papier. Nach 4 Jahren sollte die Produktion wiederaufgenommen werden. Ziel war es bei der Eröffnung mit geplanten 90 Mitarbeitern täglich 20 Tonnen Stroh-Zellstoff herzustellen. Dazu wurden täglich 80 Tonnen Stroh verarbeitet. Das meiste Stroh kam aus dem Fläming. Einer der Hauptkunden waren die Werke der benachbarten Munitionsfabriken Sebaldushof und Selterhof, die Karton und Papier zum Verpacken der Munition in Kisten benötigte. Die Papierfabrik Treuenbrietzen war bei den letzten Kriegshandlungen durch sowjetischen Panzerbeschuss aus der Jahnstraße stark beschädigt worden und brannte anschließend aus. Noch brauchbare Maschinen und Anlagen der Fabrik wurden 1945/46 durch die Rote Armee demontiert, die Gebäudereste 1947 zur Baustoffgewinnung abgebrochen. Dies bedeutete das Ende der Papierherstellung nicht nur in Treuenbrietzen, sondern auch für ein Gewerbe mit Jahrhunderte langer Tradition im Kreis Zauche Belzig.
4. Nachkriegszeit ab 1945
1950 gab es noch mal Hoffnung für einen Wiederaufbau der Fabrik. Die Landesregierung sieht sich die Papierfabrik an und plant dort die Herstellung von Sprungfedern und einen Polsterbetrieb. Ein Jahr später teilte das Ministerium für Schwermaschinenbau der DDR jedoch mit, dass seitens der Regierung mit keiner Hilfe bei Wiederaufbau der Papierfabrik zu rechnen ist.
In den 60iger Jahren baute die LPG Tierproduktion auf den Fundamenten der Papierfabrik Schweineställe, die noch heute von einem Landwirt genutzt werden.