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Luftnachrichtenvermittlung 72 Treuenbrietzen

Zeitungsmeldung im "Streiter" vom 26.11.1940: "Die Kameraden der Luftnachrichten-Übungsstelle sowie der Betriebssportgemeinschaften (BSG) der Metallwarenfabriken führen im Schützenhaus einen Schießwettkampf mit Kleinkaliber und Armeegewehr durch. Die besten Einzelleistungen zeigten Fritz Kamrad (Werk S) und Hellmuth Walter (Werk A). Bester Einzelschütze mit dem Armeegewehr ist Kurt Collberg aus dem Werk S. Betriebssportwart Otto Scheunert dankt abschließend für das gute Zusammenwirken von Luftnachrichten und Betriebssportgemeinschaften bei der Durchführung des Schießens".

​Wegen der technischen Bedeutung des Verstärkeramtes der Reichspost in der Berliner Straße 8 (Deckname Amt 12), über das wichtige Telefonverbindungen liefen und der als Grundnetzknoten diente, hat neben dem Heer, auch die Luftwaffe eine Vermittlungsstelle in Treuenbrietzen aufgebaut. So wurde ab 1938 auf einen Hügel im Wald gegenüber der Leipziger Siedlung die Luftnachrichtenvermittlung 72 gebaut.  Sie war über die neu angelegte Betonstraße von der B 2 zu erreichen.  Die Inbetriebnahme erfolgte im April 1939. Gebaut wurde ein mehretagiger Bunker der mit einem Wohnhaus, das als Dienstgebäude fungierte, getarnt war. Im nahen Wald wurden auch 4 Unterkunftsbaracken für die Luftwaffenhelferinnen gebaut. Ein Generator sorgte bei Stromausfall für eine unabhängige Stromversorgung. Aufgabe dieser Einheit war es die verschlüsselten Nachrichten von den verschiedenen Luftflottenleitstellen zu empfangen und zum Oberkommando der Luftwaffe nach Potsdam-Eiche weiterzuleiten. Umgekehrt wurden verschlüsselte Befehle des Oberkommandos an die jeweiligen Luftwaffenwaffeneinheiten im Reich weitergeleitet. Eine weitere Aufgabe war auch die Vermittlung von normalen Telefongesprächen zu den Flugplätzen an allen Frontabschnitten.

Nach dem Krieg wurde die Anlage gesprengt. Trotz großer Wohnungsnot und bitten des kommunistischen Bürgermeisters wurden auch die Wohnhäuser zerstört. Leider gibt es keine historischen Fotos der Anlage.

In den Wohnbaracken der Luftwaffenhelferinnen waren noch bis 1957 25 Flüchtlingsfamilien aus Schlesien und Ostpreußen unter sehr schlechten Bedingungen untergebracht. 1958 werden zwei Baracken dem VEB Meßgerätewerk (GRW) übertragen, dass die Gebäude als Schweißerei und als Versand nutzte.  Das Großhandelskontor der HO aus Jüterbog erhält im selben Jahr die zwei anderen Baracken, die dann 1967 dem IFA-Vertrieb Magdeburg zur Lagerung von Motorrädern übertragen wurden. 1991 kaufte das Gerätewerk die zwei Baracken der Treuhandanstalt ab. Drei Baracken werden heute noch als Produktions- oder Lagergebäude genutzt und befinden sich auf dem Firmengelände der Grupo Segura. 

Luftnachrichtenvermittlung 72
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