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Festung Küstrin und sein Forts

Inhalt:

1. Festung und Altstadt Küstrin

2. Fort Zorndorf

3. Versuchsbrücken

4. Fort Tschernow

5. Tropfsteinhöhle

6. Fort Säpzig

7. Fort Gorgast

Die Festung Küstrin war eine Festung, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Schutz der Residenzstadt Küstrin (ca. 65 km östlich von Berlin) errichtet wurde. Bis Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt ein stetiger Ausbau der Festungsanlagen. Zum Schutz der Festung wurden vier Außenforts gebaut: Fort Gorgast und Fort Zorndorf, Fort Säpzig und Fort Tschernow (1882–1885). Diese Forts waren allerdings bereits bei ihrer Fertigstellung infolge der Brisanzgranatenkrise militärisch überholt, da sie zum einen dem direkten Beschuss nicht standhielten und die Reichweite der Artillerie so weit war, dass ein direkter Beschuss Küstrins möglich gewesen wäre. Erst 1920 endete die Nutzung als Festung infolge des verlorenen Ersten Weltkrieges. Kurz danach begann der Abriss der östlichen Stadtumwallung. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Küstrin 1945 wieder zur Festung erklärt und die Stadt durch die Kampfhandlungen bis Ende März 1945 nahezu vollständig zerstört. Nach Kriegsende wurden die ohnehin beschädigten Festungsbauwerke und die Altstadt durch Sprengungen und Abbrucharbeiten zur Materialgewinnung weiter zerstört. Die Außenforts wurden von den Russen durch Teilsprengung militärisch unbrauchbar gemacht. Andere Bereiche wurden zur Gewinnung von Baustoffen ganz oder teilweise abgetragen. Aus der Altstadt wurde das „Pompeji an der Oder“. Die ehemalige Neustadt wurde von den neuen polnischen Einwohnern wieder aufgebaut. Seit den 1990er Jahren erfolgt eine Restaurierung der Festungsanlagen in der Altstadt und des Fort Gorgast, auf der deutscher Seite der Oder.

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1. Festung und Altstadt Küstrin

Einen Rundgang über das Gelände der Altstadt kann ich jedem geschichtsinteressierten Besucher empfehlen. Es hat Ähnlichkeit mit Pompeji, dass ich schon besucht habe. Parken könnte Ihr gleich am ehemaligen Grenzterminal und beginnt den Besuch durch das Berliner Tor, in dem sich auch eine Touristeninformation befindet. Die nette Dame spricht gut deutsch und erklärt kurz die Gegebenheiten. Für 50 Cent könnt Ihr einen Plan des Geländes kaufen und dann alles erkunden.

1. Festung und Altstadt Küstrin (Kostrzyn nad Odrą)

Am anderen Ende der Altstadt befindet sich die Bastion Philip, die eine kleines sehenswertes Museum (Eintritt 5 €) über Küstrin beinhaltet. Alles ist deutschsprachig beschrieben. Hinter dem Museum beginnt der Spaziergang auf den Oderterrassen. Wenn Ihr Hunger habt empfehle ich Euch das Buffetrestaurant im hinteren Bereich des benachbarten Polenmarktes. Hier gibt es schmackhafte polnische Gerichte.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wurde der Festungsbau im Deutschen Reich forciert. So sollte auch die Festung Küstrin einen starken Verteidigungsring aus vier Forts erhalten. Im Jahr 1883 erließ der preußische Kriegsminister Georg von Kameke die allerhöchste Kabinettsorder zur Errichtung eines Fort-Gürtels um Küstrin herum.

2. Fort Zorndorf

2. Fort Zorndorf

Das Fort Zorndorf ist 1883 bis 1889 erbaut worden. Zweck war es, die Anhöhen nördlich von Küstrin zu kontrollieren. Für den Bau wurden ca. 28 Millionen doppelt gebrannte Ziegelsteine verwendet, die eine Festung für 310 Soldaten formten. Die Schießscharten wurden mit 3 cm versenkbaren Stahlplatten ausgestattet. Somit war das Fort Zorndorf das erste Panzerfort in der Geschichte. Während des Ersten Weltkrieges befand sich im Fort Zorndorf ein Gefangenenlager. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Munitionsfabrik. Nach dem Krieg wurden in den alten Gängen und den zahlreichen Räumlichkeiten des Forts gezielt Blindgänger gesprengt, sodass das Bauwerk stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bis in die 90er Jahre nutzte die polnische Armee die Anlage als Lager und Viehstall. Seitdem ist sie verlassen und wurde zwischenzeitlich als Zwischenlager für Menschenschmuggler nach Deutschland genutzt. Aktuell weisen Hinweisschilder im ganzen Wald auf die Einsturzgefahr und tiefen Gräben des Fort Zorndorfes hin.  Trotz dieser Zerstörungen ist es jedoch das eindrucksvollste Außenfort der Festung Küstrin. Es hat einfach Spaß gemacht durch die dunklen Gänge zu gehen und jede Ecke des imposanten Lost Place zu erkunden.

3. Versuchsbrücken

In der Nähe von Fort Zorndorf befinden sich Versuchsbrücken, Brückenfundamente und merkwürdige Betonquadrate im Wald. Hier war bis 1945 ein Übungsgelände der Wehrmachtspioniere. Bis 1990 wurde das Gelände als Übungsgebiet der polnischen Armee genutzt. Besser erhalten sind diese Versuchsbrücken an der Elbe.

4. Fort Tschernow

4. Fort Tschernow

Das Fort Tschernow wurde zwischen 1888 - 1890 erbaut. Die Standortwahl sowie dessen Form wurden ausgewählt, um die Hauptverkehrswege rundum die Festung Küstrin zu kontrollieren. Im Ersten Weltkrieg wurde das Fort Tschernow zu einem Stützpunkt des örtlichen Landsturms und in ein Munitionslager umfunktioniert. Nach 1945 wurde das Fort zur Baustoffgewinnung abgerissen und ist nur noch zu 30 Prozent erhalten. Das Fortgelände ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es ist bei weitem nicht mehr so viel zu sehen wie in Zorndorf.

5. Tropfsteinhöhle

5. Tropfsteinhöhle

Versteckt im Wald vor Küstrin liegt dieser ehemalige Bunker vom Ende des 19. Jahrhundert zur Lagerung von Artilleriemunition. Interessant sind die schon bis zu 20 cm langen Stalaktiten, die an der Decke hängen, aber auch die Vielzahl der Stalagmiten habe ich noch nie in einem Bunker gesehen.

6. Fort Säpzig

Das Fort Säpzig wurde zeitgleich mit dem Fort Tschernow angelegt. Beide Außenwerke sollten die südlichen Verkehrsknotenpunkte, sowie die Flussübergänge nach Küstrin sichern. Ausschließlich im Frühjahr 1945, als die Rote Armee das Fort einnahm, erfüllte es eine militärische Aufgabe. Im Zweiten Weltkrieg wurde in dem Objekt eine Fertigung der Munitionsanstalt aus Sonnenburg eingerichtet. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterliegt das Fort Säpzig dem Vandalismus und die Natur nimmt ihr Vorrecht in Anspruch.  Von den drei Außenfortanlagen der Festung Küstrin, die in Polen liegen, ist das Fort Säpzig im besten Zustand. Leider konnten wir uns bei unserem Besuch (April 2022) nicht davon überzeugen, da es inzwischen von der Gemeinde an einen Schießstandbetreiber verpachtet wurde. Eine Besichtigung ist wohl nach Absprache möglich, aber nur wenn nicht geschossen wird, was am Wochenende aber immer der Fall ist. Ein paar Fotos von außen waren aber möglich.

7. Fort Gorgast

Das einzige Außenwerk der Festung Küstrin auf deutscher Seite ist das Fort Gorgast. Es wird von einem Verein betrieben und kann besichtigt werden. Bei unseren Besuch war leider eine geschlossene Veranstaltung auf dem Gelände und keine Besichtigung möglich. Das stand leider auch nicht auf der Homepage. Hier noch einige geschichtliche Hintergründe:

Das zwischen 1883 und 1889 erbaute Fort Gorgast sollte als einziges Fort das westliche Ufer der Oder kontrollieren sowie einen Rückzugsraum für Truppen bieten. Das Fort wurde auf Ackerland aus Sichtziegeln erbaut und ist von einem 42 Meter breiten und 3 Meter tiefen Wassergraben umgeben. Beim Bau waren auch Häftlinge des Zuchthauses Sonnenburg eingesetzt. Es war ausgelegt für eine Besatzung von bis zu 310 Mann (200 bis 300 Infanteristen und 60 Artilleristen) und besteht aus eingeschossigen Sichtziegelbauten. Dazu zählen u. a. das so genannte Blockhaus (mit Waffenplatz, das Torhaus mit Hindernisgitter, Zugbrücke und Wachkasematten), das Kriegspulvermagazin (in der Mittelkaserne), Kasernen sowie eine Brunnenanlage mit artesischem Brunnen mit Tank, der heute noch funktionsfähig ist. Die Wohn- und Arbeitsräume des Fort waren mit Ofenheizung versehen. Bereits 1892 und 1893 wurden die Gewölbedecken des Pulvermagazins und der Munitionsmagazine mit einer Betonschicht verstärkt. Es diente in den folgenden Jahren und Jahrzehnten hauptsächlich als Depot und Kaserne. Die Schleifung der Festung Küstrin nach dem Ersten Weltkrieg überstand das Fort unbeschädigt. Auch am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das zu dieser Zeit u. a. als Hilfslazarett genutzte Fort Gorgast trotz der schwersten Kämpfe um die Seelower Höhen im Frühjahr 1945 nicht zerstörten. Das Fort wurde von der Roten Armee besetzt, die Teile des Forts nach 1945 durch Sprengung zerstörte. Zunächst nutzte die Rote Armee das Fort Gorgast, bevor es später der NVA der DDR zur Nutzung überlassen wurde, die es u. a. als Munitionslager nutzte. Seit dem 9. September 1997 steht das Fort Gorgast unter Denkmalschutz.

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