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Kraftwerk Calbe

Das Kraftwerk des Eisenwerkes

Schon bei der Anreise sieht man das größte Gebäude der kleinen Stadt, das Kraftwerk des ehemaligen Niederschachtofenwerkes. Das war eine Industrieanlage zur Gewinnung von Roheisen aus einheimischen Erzen (Siderit und Hämatit) in Verbindung mit Braunkohlenhochtemperaturkoks. Die Anlage sollte einen wesentlichen Teil des Roheisenbedarfs der DDR decken. 1950 begann der Aufbau des ersten Niederschachtofens. Das Werk nahm im Oktober 1951 seinen Betrieb auf; damit war es die erste Anlage dieser Art weltweit. Das benötigte Erz kam aus den Eisenerzgruben des Ostharzes; es konnte aufgrund des geringen Eisengehalts von 20 bis 25 Prozent nicht in normalen Hochöfen verhüttet werden. 1953 wurde zur Verwertung des Gichtgases das Industriekraftwerk erbaut. In den folgenden Jahren kam man zu der Erkenntnis, dass das Verfahren trotz weiterer Verbesserungen der Niederschachtöfen auch in Zukunft nicht rentabel werden würde, da die Verhüttung der eisenarmen Erze zu viel Braunkohlenhochtemperaturkoks benötigte. Hinzu kam, dass die 10 Niederschachtöfen mit je rund 100 t Tagesproduktion einen hohen Arbeitskräfteeinsatz forderten. So wurde schließlich 1970 das Werk stillgelegt. Die 2500 Beschäftigten und die 1000 Arbeiter in den Erzgruben wurden in neugeschaffenen Metallleichtbaukombinaten untergebracht. Das Kraftwerk ist ein imposanter Backsteinbau, der sich in Privatbesitz befindet und daher nicht begehbar ist. Viele Gebäude in der Nachbarschaft wurden schon abgerissen. Interessant waren noch das frei zugängliche Karbidlager und die Reste des Labors des ehemaligen Werkes.

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