1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Die Kartonfabrik
Die Kartonfabrik wurde ab 1895 neben einer Mahlmühle der Kaufleute und Mühlenbesitzer Brade und Noack errichtet. Die Mahlmühle wurde im Jahre 1896 durch einen Großbrand zerstört und danach komplett zugunsten der Kartonfabrik aufgegeben.
Auf der sechsten Jahresschau Deutscher Arbeit in Dresden, die 1927 unter dem Motto „Das Papier“ stand, zeigte die Kartonpapierfabriken AG (KAPAG) die Brauchbarkeit ihrer seit Jahren entwickelten Baudoppelwelle als Ersatz für Holz und Ziegel im Baugewerbe. Unter anderem errichtete die KAPAG das Viktoria-Haus nach Entwürfen des Architekten Heinrich Wichmann. Das so genannte Papierhaus hatte eine bebaute Fläche von mehr als 500 m², war mit der Baudoppelwelle verkleidet und zum Teil verputzt. Es diente als Gaststätte für die Besucher der Jahresschau.
Zur täglichen Produktion von rund 100 t Karton standen unter anderem vier Holzstoffkocher, drei Kartonpapiermaschinen, Braunholz- und Weißschleifereien und Holzstoffaufbereitungsanlagen zur Verfügung. Zum Werk gehörten um 1930 neben dem Verwaltungsgebäude ein Arbeiterwohlfahrtsgebäude, acht Wohnhäuser für leitende Angestellte mit 17 Wohnungen und sieben Arbeiterwohnhäuser mit 44 Wohnungen.
Ab 1932 wurden Holzfaserplatten hergestellt, deren Produktion man in den folgenden Jahren erheblich ausbaute. Die so genannten KAPAG-Hartplatten, hergestellt nach dem 1932 patentierten Defibrator-Verfahren, wurden vielfältig als Dämm- und Isolierplatten in der Bauindustrie eingesetzt und stellten eine echte Alternative zu den nach dem Mason-Verfahren hergestellten Masonit-Platten aus Schweden und den USA dar. 1936 erweiterte man die Kläranlage. Außerdem wurden zwischen 1935 und 1939 acht neue Doppelwohnhäuser für die Belegschaft errichtet. 1940 standen mehr als 80 Werkswohnungen zur Verfügung. Um die Energieversorgung des Werkes zu gewährleisten, wurde zusätzlich zur Wasserkraftanlage 1944 das bis dahin modernste Dampfkraftwerk Deutschlands in Betrieb genommen mit einer Turbinenleistung von 4800 Kilowatt.
Die Sozialleistungen der Kapag für die etwa 550 Betriebsangehörigen waren enorm. Es entstanden Eigenheime und Wohnungen für die Werksangehörigen, eine Werksküche mit warmen Mahlzeiten für die Tag- und Nachtschicht, eine Kantine sowie eine Schwesternstation. Um die Kinder- und Gesundheitspflege kümmerte sich ein Betriebsarzt.
1940 betrug die Produktionsmenge an KAPAG-Isolierbau und KAPAG-Hartplatten rund 7000 m² pro Tag. Das Werk wurde nach 1945 von den Russen restlos demontiert. Sie hinterließen den Polen nichts, später wurden die Gebäude teilweise als Getreidespeicher genutzt. Unterdessen ist es eine Ruine. Einzig das 1966 wiederaufgebaute, mit Wasserkraft betriebenes Elektrizitätswerk ist auf dem ehemaligen Werksgelände noch in Betrieb. Das Werksgelände ist sehr groß. Beim Durchstreifen beeindrucken die großen Werkshallen aus Backstein immer noch, obwohl natürlich kein Inventar mehr vorhanden ist. Architektonisch am interessantesten fand ich die Brücke der Werksbahn über den Fluss mit den Eisenbetonbögen.