1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Heeres-Munitionsanstalt (Muna)
In einem Wald in Brandenburg befinden sich die Reste einer deutschen Munitionsanstalt, deren Bau 1890 begann. Zunächst als Nebendepot des Artilleriedepots Berlin-Spandau und ab 1896 als selbstständiges Artilleriedepot. Es wurden Anschlussgleise gelegt. Ab 1917 sind viele Erweiterungsbauten entstanden. Der benachbarte Schießplatz, aber auch die Front musste mit Munition versorgt werden. Anfang der zwanziger Jahre war hier eine Munitionszerlegestelle der Berlin-Burger Eisenwerke A.G. Anfang der 30er Jahre wurden die ersten Lagerbunker errichtet und der Bau einer Füllstelle, deren Rest auch heute noch zu besichtigen ist. Es erfolgte die Legendierung als „Chemische Fabrik“. Sie war eine heereseigene Fertigungsstätte. Mitte der 30er Jahre wurde das Gelände geteilt. Der westliche Teil wurde der Heeres-Munitionsanstalt und der Ostteil dem Heeres-Nebenzeugamt zugeordnet.
Bis 1935 war sie zugleich für die getarnte Luftrüstung mit zuständig. So sind in der neuen Geschoßfüllanlage unter anderem Fliegerbomben bis zu einem Gewicht von 5 Zentnern mit Sprengstoff gefüllt worden. Ab 1935 hatte die Luftwaffe eigene Fertigungsstätten und die Füllanlage arbeitete nur noch für das Heer.
1938 ist die Füllanlage wesentlich vergrößert worden. Zwei weitere Produktionsbezirke entstanden neu. Der gesamte Komplex bestand damit aus sieben Wohlfahrts- und Verwaltungsgebäuden, vierzehn Lagerhäusern, vier Werkstattgebäuden, drei Lokomotivschuppen und Kesselhäusern, einem Pumpenhaus mit Tiefbrunnen und drei Feuerlöschgeräteschuppen mit Schlauchtürmen. Während des Krieges kamen einige Luftschutzbunker hinzu.
Im ersten, älteren Produktionsbezirk sind Granaten schweren Kalibers (15- und 21-cm-Granaten) im Handbetrieb mit Sprengstoff gefüllt worden. In den beiden neuen Bezirken erfolgte die Sprengstofffüllung der Granatkörper weitgehend mechanisiert und teilautomatisch. Die Produktionspalette der neuen Bezirke umfasste in den ersten Kriegsjahren die Füllung von 10,5cm Granaten für die leichte Feldhaubitze, sowie Geschossen im Kaliber 7,5 cm.
Die Tagesproduktion bestand pro Bezirk bei Granaten für die Panzerkanone im Kaliber 7,5 cm bei rund 20000 Stück und bei 10,5 cm-Granaten 10 - 12000 Stück, was in Schichten zu je 10 Stunden passierte. Die übrigen vier Stunden waren als Maschinenpause technisch notwendig. Ein zeitweilig praktizierter Schichtbetrieb von 3 x 8 Stunden „rund um die Uhr“ musste wegen Überhitzung der Maschinen aufgegeben werden. Insgesamt war die Füllanlage in der Lage monatlich bis zu 1250 Tonnen Sprengstoffe bzw. Sprengstoffgemische in Granaten zu füllen.
Es waren zur Friedenszeit in der gesamten Munitionsanstalt etwa 2000 Menschen beschäftigt. Im Kriege stieg die Zahl auf rund 4000. Ab 1939 wurden Deutsche zur Arbeit in der Füllanlage dienstverpflichtet. Ab 1940 kamen Fremdarbeiter und Kriegsgefangene hinzu. Alle Frauen in der Abfüllanlage bekamen mit der Zeit rote Haare. Der Grund lag vermutlich in der in der Verarbeitung von Pikrinsäure, die Haut und Haare verfärbt.
Obwohl die Nachrichtendienste der westlichen Alliierten genau über die Lage und die Kapazität der Füllanlage informiert waren, ist die Produktionsstätte nie aus der Luft angegriffen worden. Erst die Zerstörung eines Bahnknotens durch die US-Air Force am 18. April 1945 behinderte den Abtransport der Produktion. Bis zum 19. April, einen Tag vor dem Einmarsch der Roten Armee, wurde in der Munitionsanstalt wie der Füllanlage voll gearbeitet. Bis zuletzt sind die Beschäftigten zu Sonderschichten und Überstunden aufgerufen worden, um die Front mit Munition zu versorgen. Erst am 20. April bei der Meldung, dass die ersten Panzerspitzen schon in der Nähe sind, ist die Arbeit eingestellt worden.
Die GSSD nutzte das Gelände als Artillerie-Munitionslager. In den 70iger Jahren erfolgte die Erweiterung mit Unterkunftsgebäuden und Kfz-Hallen. Am 02.12.1991 wurde das Gelände an die deutsche Verwaltung übergeben. Seit 2009 entsteht auf dem Gelände ein Windpark.
Besonders interessant sind die beiden imposanten Gebäude mit den Fülltürmen für die Granaten mit vier Etagen, zwei Treppenhäusern und Fahrstuhl, sowie angeschlossener Werkhalle. In einer Halle stehen sogar noch zwei deutsche Öfen zum Vorheizen der Granattrichter. Zu besichtigen sind auch noch Verladerampen und Gleisfragmente, sowie einige Munitions- und Mannschaftsbunker. Die Funktion des großen gelben Klinkerbaus hat sich mir nicht erschlossen, vielleicht war hier das Schlauchhaus für die Feuerwehr.
Quelle: Wehrmachtslexikon
Hier Bilder vom ehemaligen Schmelz- und Gießgebäude für die Artilleriegranaten mit den beiden noch erhaltenen Öfen, der Fertigungshalle, dem Labor und Sanitärraum. Im Turm an der Vorderfront bedand siche ein Lastenaufzug. Die großen Fenster sollten im Unglücksfall für Druckentlastung sorgen. Zwei breite Treppen an den Flügeln ermöglichten eine schnelle Evakuierung. Die flache Halle hinter dem Kopfbau diente zur tempierten Abkühlung der frisch gefüllten Granatkörper.
Bilder vom gesprengten Wasserwerk:
Bilder von den Produktionsgebäuden aus den 30iger Jahren
Eine von der sowjetischen Armee gebaute Lagerhalle für Munition:
Bilder eines sowjetischen Arrests für Soldaten und eine Sauna:
Ehemaliges Kameradschaftsheim mit eingefallenen Kinosaal für die Arbeiter der Munitionsanstalt und sowjetischer Verkaufsladen "Magazin" im Design der 70iger Jahre. Auf dem Gelände waren bis in den 50iger Jahren auch dutzende Holzbaracken für die dienstverpflichteten Frauen und Fremdarbeiter: