1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Atom-Versuchsstelle Gottow
Die chemisch-physikalische Versuchsstelle Gottow auf dem Gelände der Versuchsstelle West wurde ca. 1937/38 errichtet und war für etwa 1.000 Beschäftigte ausgelegt. Es war beabsichtigt, möglichst viele wissenschaftliche Einrichtungen in die Lösung der immer umfangreicheren Wehrforschungsaufgaben einzubeziehen oder mit ihnen zu kooperieren. So entwickelte sich Gottow zur modernsten Anlage des Heeresversuchsplatzes. In der Versuchsstelle Gottow wurden sämtliche neue wissenschaftliche Erkenntnisse auf die militärische Verwendbarkeit geprüft. U.a. wurde intensiv in den Bereichen Optik, Bildwandler, Ultrarot, Ultraschall, Elektronik, Werkstoffkunde, Messtechnik und auch an Raketentreibstoffen geforscht. Die Versuchsanlage wurde vom Heereswaffenamt WaPrw 1 (Munition und Ballistik) betrieben. Hier einige Beispiele:
Nukleartechnik:
Im Rahmen des Uranprojekts sollte die 1938 von Otto Hahn und Fritz Straßmann entdeckte Kernspaltung technisch nutzbar gemacht werden. Kurt Diebner hatte das Ziel, einen lauffähigen Nuklearreaktor zu entwickeln. Dazu führte er mit seinem Team in drei Versuchsreihen (Versuche G I bis G III) durch. Die Versuchsaufbauten bestanden aus einer Neutronenquelle, Würfeln aus Natururan und Paraffin oder schwerem Wasser als Moderator. Die Gruppe befand sich in Konkurrenz um die knappen Materialien mit anderen entsprechenden Forschungsvorhaben im Reich. Das benötigte Uran wurde vor allem von den Oranienburger Auer-Werken bereitgestellt, das schwere Wasser kam aus dem Werk Vemork der Firma Norsk-Hydro (Norwegen). Durch die Zunahme der Bombenangriffe auf Berlin wurde Mitte 1943 die Berliner Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes komplett nach Gottow verlegt. Im Frühjahr 1944 kam es nach mehreren dokumentierten Reaktorversuchen in Gottow zu dem Versuch G III b mit 564 kg Uranwürfeln und knapp sechshundert Litern schwerem Wasser. Die Auswertung der Versuche ergab für G III b eine Neutronenvermehrung um 106 Prozent. Diese Werte lagen deutlich über allen zuvor erreichten Ergebnissen. Diebners Reaktorkonzept hatte seine Tauglichkeit bewiesen. Im Herbst 1944 begann Diebner in Gottow mit einem neuen Reaktorversuch, dessen Umstände bis heute nicht eindeutig geklärt sind. Offensichtlich kam es in der kerntechnischen Anlage dabei zu einem Unfall, der nach heutigen Kriterien im Umfang als meldepflichtig gelten würde und in dessen Folge Mitarbeiter verstrahlt worden sind. Der Gruppe gelang es nicht, bis zum Kriegsende 1945 eine stabile Kettenreaktion in Gang zu bringen.
Heute ist nur noch der Rest des ersten deutschen Atomreaktors, ein eingewachsener, annähernd quadratischer Hohlraum aus Stahl und Beton, zu sehen. Das sich darauf zur Tarnung befindliche hölzerne Prüfgebäude mit dem Versuchsreaktor wurde von den Russen nach dem Krieg abgerissen. Etwa 200 m entfernt befanden sich ebenfalls gegen Luftaufklärung getarnt Ziegelhäuser, wo die Arbeitsräume der Wissenschaftler untergebracht waren. Heute sind sie nicht mehr vorhanden. Die Wissenschaftler hatten auch einen eigenen Prüfstand, neben den Raketenprüfständen, der heute als Ruine erhalten ist.
Chemische Kampfstoffe:
Die bekannteste Entwicklung der Versuchsstelle war der unter hoher Beteiligung Wolfram Eschenbachs entwickelte N-Stoff, einer aggressiven, anorganische Fluorverbindung, welche selbst schwer entflammbare Stoffe in Brand setzen konnte und für den wenig später eine eigene, riesige unterirdische Produktionsfabrik bei Falkenhagen errichtet wurde. Der Einsatz des N-Stoffes war als lagerfähiger, hochenergetischer Oxidator in der Raketentechnik vorgesehen.
Raketentechnik:
Die erste Aufnahme zeigt ein Pumpenhaus. Es gehört zum Doppelprüfstand 7 und sorgte für Wasserkühlung. Soweit bekannt, waren an dieser Stelle Triebwerke für das "Aggregat 4", die "Vergeltungswaffe 2" der Wehrmacht, getestet worden. Im massiven Beton sind noch Kanäle für Zuleitungen und Messinstrumente zu erkennen - sowie die mit Stahl ausgekleidete Sichtöffnungen. Auf der Rückseite dieser Betonwand befindet sich der Beobachtungsraum. Die Sichtluken waren mit Periskopen bestückt, weil man befürchtete, Panzerglas - wie es bei älteren Prüfständen verwendet worden war - würde einer Explosion nicht standhalten.
Aufbau der Anlage:
Die Anlage der Versuchsstelle bestand aus zwei parallelen über 500 m langen Gebäudeblöcken, einem Munitionsbunker und einer Versuchsschießbahn. Beide Gebäudeblöcke waren in insgesamt fünf Gebäudegruppen unterteilt. Sie bestanden je aus acht Versuchshallen, die über einen massiven vor Splittern geschützten unterirdischen Gang zentral erschlossen waren. Weitere kleinere Gebäude mit Laboratorien und Prüfständen, getrennt durch hohe Splitterschutzwälle, waren am nördlichen Block angeschlossen. Die Verbindung erfolgte ebenfalls über einen weiteren teilunterirdischen Gang. Die bunkerartigen Labore standen oberirdisch, waren jedoch teilweise mit Mutterboden abgedeckt worden. Von Gras bewachsen waren sie aus der Luft kaum zu erkennen. Die Versuchsstelle Gottow hatte für ihre Beschäftigten und den Materialtransport einen eigenem Eisenbahnanschluss. Fast alle Gebäude waren an die Feldeisenbahn mit einer Spurbreite von 750 mm angeschlossen.
Es gab sogar einen verbunkerten Bahnhof, der vorallem das mit Schweröl betriebene Kraftwerk versorgte:
Bilder vom Kraftwerk, das bis vor kurzem unter Wasser stand. Deswegen ist der hohe Verrostungsstand vorhanden:
Den Prüfstand 7 habe ich ja schon vorgestellt. Nun zu den anderen 7 Prüfständen, die auch die interessantesten Sehenswürdigkeiten des Geländes sind. Ein paar Informationen zu den sowjetischen Bauten kommen zum Schluss. Prüfstand 1:
Doppelprüfstand 2:
Doppelprüfstand 3 mit gedeckten Übergang von Prüfstand 2
Doppelprüfstand 4
Prüfstand 5
Prüfstand 6
Am Prüfstand 8 sind 6 Kammern nebeneinander angeordnet. Es stehen nur noch die vorderen Kammern. Der Raum für die Laboreräte dahinter ist gesprengt.
Etwas abseits im Wald befindet sich eine Schießbahn. Von der ist heute noch dieser massive Bunker mit ein Meter dicken Wänden erhalten ist, der wahrscheinlich als Geschoßfangkorb für die neuentwickelten Waffen diente. Den Eingang verschloss einst ein Panzer-Schiebetor, in die Anlage führten Feldbahngleise. Es gab eine leichte Dachkonstruktion die von Stahlträgern gestützt wurde:
Die ca. ein Dutzend Werkstattgebäude hinter den Prüfständen wurden von den Russen nach dem Kieg gesprengt. Ab den 50iger Jahren wurden sie wieder und als Munitionslager genutzt. Die Gebäude waren mit unterirdischen Gängen verbunden, von denen ein ca. 200 m langer Gang noch erhalten ist:
Nach dem Ende des Krieges 1945 wurde die gesamte Anlage zunächst demontiert und die Laboreinrichtungen als Reparations-zahlung in die Sowjetunion transportiert. Anschließend plünderten die Bewohner der umliegenden Dörfer die Anlage. Soldaten der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland sprengten 1945 weite Teile der Anlage. Die GSSD erklärte das Gelände zum militärischen Sperrgebiet und das bereits erwähnte Munitionslager wurde auf den Ruinen der ehemaligen Versuchsstelle errichtet. Dabei wurden das Gangsystem zwischen den Gebäuden gesprengt oder zugemauert, viele Wände abgerissen und mit dem Ausbau des Munitionslager neue Wände an die bestehenden Strukturen angemauert.
Die GSSD ergänzte das Gelände mit einigen riesigen Munitionslagerhallen, Garagen und Wachgebäuden. Interessant ist der russische Feuerwachturm: