1. Die Steinmühle
Die Steinmühle wurde 1303 als Getreidemühle von den Zisterziensermönchen aus dem Kloster Zinn erbaut und von diesen betrieben. Bis 1766 wurde die Mühle als Getreidemühle genutzt, bis der damalige Mühlenmeister eine Genehmigung zur Anlegung einer Schneidemühle (Sägewerk) erhielt.
1845 wurde sie wieder abgerissen und danach als Ölmühle wiederaufgebaut. Ende 19. Jahrhunderts wurde auf Dampfkraft erweitert und die Mühle zur Strohpapierstoff-Fabrik umgebaut. Sie wurde auch weiter als Dampfmühle genutzt. 1918 firmiert die Mühle als „G. Thiele Steinmühle“. Inhaber war Emil Gericke, der Schwiegersohn von G.Thiele. 1934 wurde die Dampfmaschine durch einen Motor ersetzt und die Mühle vergrößert.
Chemiefabrik
In dem Werk, das 1917 als Rüstungsbetrieb (Pulverfabrik) gegründet wurde und 1926 an die I.G Farben überging, wurde ab 1935 mit dem Bau einer Anlage für einen Benzinzusatz zur Leistungssteigerung von Motoren mit einer Kapazität von 1.200 Tonnen pro Jahr begonnen. Am 11. März 1936 ging die Anlage in Betrieb. Am Gewinn waren die US-Firmen General Motors und Standard Oil mit jeweils 25 Prozent und die I.G. Farben mit 50 Prozent beteiligt.
Wahrscheinlich waren diese Gewinninteressen ein Grund dafür, dass die Anlage nicht auf die Ziellisten der alliierten Bomberflotten kam. In gleicher Weise blieb die zweite deutsche Anlage in Sachsen-Anhalt verschont. Mit Zerstörung dieser Produktion wäre die deutsche Luftwaffe nicht mehr einsatzfähig gewesen. Im Mai 1945 wurde das Werk durch die Rote Armee besetzt. Bereits am 25. Mai 1945 nahm die Anlage unter sowjetischer Leitung die Produktion wieder auf. Sie lief bis August 1945. Dann begannen Demontage und Abtransport der Ausrüstungen zu einem sowjetischen Chemie-Kombinat.
In der DDR wurde Benzin zunächst vor allem aus der Kohlehydrierung und der Verarbeitung von Schwelteeren erzeugt. Eine Qualitätsverbesserung war nur durch den Zusatz aus den abgebauten Maschinen dieser Fabrik möglich. Im "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) wurde 1953 empfohlen, an diesen Standort wieder eine solche Anlage zu errichten. Der zum Teil auf den noch vorhandenen Fundamenten der demontierten Anlage erbaute Betrieb, nahm im Februar 1959 die Produktion wieder auf.
Die Anlage war für 1.200 Tonnen TEL pro Jahr konzipiert und erreichte durch Prozessoptimierungen im Laufe der Jahre das Fünffache der anfangs geplanten Leistung. In der Fabrik wurde bis 1990 auch Schwefelsäure produziert.
Dem hochgiftigen Benzinzusatzstoff wurden noch andere Chemikalien zugesetzt, um Ablagerungen von Blei und Bleioxid im Motor zu vermeiden. Dadurch wurde das Blei zwar aus dem Motor ausgetragen, gelangte aber direkt in die Umwelt. 1990 wurde die Anlage privatisiert. Weltweit wurde in den meisten Ländern nach und nach verbleites Benzin aus dem Verkehr gezogen und der Standort 2002 geschlossen.
Die Gebäude sind heute noch gut erhalten, aber fast vollständig entkernt. Vandalismus findet man hier kaum, wahrscheinlich wegen seiner versteckten Lage. Das Gelände beindruckt mit seiner rund um das Werk verlaufenden Gleisanbindung, den Laderampen und verschiedenen Gebäudetypen.
Im angrenzenden Wald findet man noch die riesigen Betonreste und gesprengten Bunker der alten Sprengstoff-Fabrik.