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Die Abhörstation des Heeres in Treuenbrietzen

​Die Stadt Treuenbrietzen erhielt 1936 wieder eine Garnison. Auf dem Hellberg wurden die „Festen Funkempfangsstellen I und II“ des Heeres errichtet. Dafür wurden neue Dienstgebäude, Wohnhäuser und ein Antennenfeld gebaut. In ca. 1 km Entfernung wurde im Zarth ein gut getarnter UKW-Peilempfänger installiert. Seine Aufgabe war das Entschlüsseln internationaler Nachrichten, insbesondere des Funkverkehrs der in Berlin ansässigen ausländischen Vertretungen. Da das natürlich verboten war, unterlag die Arbeit des Empfängers größter Geheimhaltung. Die Anlage diente auch als Vermittlungsstelle für alle Frontabschnitte des Heeres. Grund der Ansiedlung war die gute Anbindung an das Verstärkeramt der Reichspost in der Berlinerstrasse 8, dass auch als Grundnetzknoten diente. Ein Generator sorgte für die eigene Stromversorgung.  Die Station war als Wetterfunkempfangsstation legendiert. 1939 erhielt sie den Namen „Feste Horchstelle“. Sie war direkt dem Oberkommando des Heeres (OKH) in Wünsdorf unterstellt.  Die Anlage war die Funk-Horch-Leitstelle für alle derartigen Einrichtungen im Reich und für Ost- und Südaufklärung des OKH verantwortlich. Im Krieg war die Entschlüsselung von Funksprüchen von allen Fronten eine weitere Aufgabe der Horchstelle. So gibt es einen Bericht darüber, dass die Lageberichte des USA Militärattachés in Kairo während des Afrika-Feldzugs hier empfangen wurden. Diese wurden an das OKH zum Entschlüsseln weitergeleitet und von dort zurück an Rommel in Afrika gesendet. Die Funktion dieser Einheit wurde 1942 erweitert und diente als „Feste Nachrichten-Aufklärungsstelle“. Auf der Horchstelle waren ca. 70 Mitarbeiter beschäftigt, davon 50 Heeresangehörige und 20 Zivilbeschäftigte. Die Mitarbeiter hatten ihre Dienstwohnungen in den noch heute erhaltenen Häusern am Hellberg und in der Neue-Hufen-Straße. Die Soldaten waren in das örtliche Geschehen in Form von Sportwettkämpfen und Kulturprogrammen eingebunden.

Abhörstation des Heeres

Ein Auszug aus einem Zeitungsbericht gefunden in der Stadtchronik vom 28.12.1943:

Die Soldaten des Hellbergs bieten am 20. Dezember im „Bürgergarten“ ein abendfüllendes Kabarettprogramm.

Nach dem Krieg wollte der Bürgermeister in jedem der Kasernengebäude 16 Zwei-Zimmerwohnungen einrichten um dort Flüchtlinge unterzubringen. Der Anteil der Flüchtlinge an der Wohnbevölkerung war in 1946 immerhin 72 %. Es herrschte große Wohnungsnot. Doch seine Bemühungen blieben erfolglos. Auf Anordnung der Bezirkskommandantur Brandenburg der GSSD vom 26.11.1946 wird die Kasernenanlage auf dem Hellberg gesprengt.  Heute sind nur die Eingangspfeiler und der Feuerlöschteich erhalten. Im Wald finden sich nur noch Fundamentreste. Die beiden Wohnhäuser der Offiziersfamilien am Ende der Sernowstraße blieben aber  erhalten.

Im Zarth, hinter den Torfteichen fand ich Anfang der Nuller-Jahre noch die Fundamente des UKW-Peilsenders. Der originale Peilsender ist Hintergrund des Unteroffiziers im obigen schwarzweiß Bild zu sehen. Vor ein paar Jahren sind bei einen Sturm aber mehrere Bäume darauf gefallen und verdecken ihn seitdem:

Bis 1996 stand auf dem jetzigen Grundstück der Stadthalle eine grüne Baracke in der die Wehrmachtshelferinnen vom Hellberg untergebracht waren. Nach dem Krieg wurde sie zunächst als Schule, dann als Berufsschule und später von der POS Geschwister-Scholl für den Polytechnischen Unterricht genutzt. Übrigens mussten sich die Kinder im erstem Nachkriegswinter die Kohlen für Heizung der Klassenräume von zu Hause mitbringen.

Einige Jahre nach der Sprengung der Abhörstation suchten sowjetische Offiziere in Treuenbrietzen wieder einen Nachrichtenstützpunkt und beschlagnahmten dafür ein großes Gebäude in der Bismarkstrasse, in dem sie bis zu ihrem Abzug aus Deutschland blieben. Auch hier war der Grund das nahe Verstärkeramt der Post in der Berliner Straße, durch das die Telefonverbindungen von Westberlin nach Bayern verliefen. Die Russen aber auch die Stasi nutzte das Amt zum Abhören von Telefongesprächen.

Kurzwellensender

Im Jahr 1943 wurde im Wald zwischen der Kläranlage und dem Verlorenen Wasser ein mit Rhombus-Antennen ausgestatteter Kurzwellensender aufgebaut. Das Gebäude dazu wurde „Fuchsbau“ genannt. Er hatte ein Verbindungskabel zum Verstärkeramt der Reichspost in der Berlinerstrasse 8 in Treuenbrietzen. Über das Verstärkeramt führten Kabel aus München und Frankfurt nach Berlin, worüber auch ausländische Nachrichten übermittelt wurden. Nach dem Krieg wurde die Anlage gesprengt. Außer einer Geländevertiefung ist davon heute nichts mehr zu sehen.

Kurzwellensender
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